Mittwoch, 13. April 2016

Die Legende von Alteria - 2. Kapitel

Lorane saß auf dem Fensterbrett in ihrem Zimmer und hatte ihren Kopf in ein Buch gesteckt. Sie war heute früher aufgewacht als sonst, weswegen sie noch genügend Zeit hatte, bis die Schule begann. Sie blätterte eine Seite weiter. Ihre Augen flogen über die Zeilen hinweg, huschten aber öfters noch einmal hinauf, um einen Satz erneut zu lesen. In den letzten Tagen war sie sehr nachdenklich gewesen, wie immer zu dieser Zeit. Es war Anfang März, die Bäume draußen auf der Straße bekamen ihre ersten Knospen und der letzte Schnee schmolz dahin. In wenigen Tagen war es wieder soweit, dann war der zehnte März, Loranes Geburtstag. Eines, der wenigen Dinge, welches ihr Gedächtnis ihr noch geben konnte. Dieses Jahr war es ihr fünfzehnter, dann war es ungefähr fünf Jahre her, dass sie zu Jenny und Markus gekommen war.
Lorane wusste, dass diese beiden nicht ihre richtigen Eltern waren, Markus und Jenny hatten ihr das damals sofort erklärt. Ihre wahren Eltern konnte sich Lorane kaum ins Gedächtnis rufen. Sie war nur in der Lage sich bis zu dem Moment zurück zu erinnern, an dem Jenny sie vor ihrer Haustür gefunden hatte, nachdem sie durch die Straßen getaumelt war. Das wenige, was ihr geblieben war, waren ihr Name und die Andenken an den zehnten März, alles andere glich eher einem verschwommenen Gemälde, das Lorane nie so recht zu deuten wusste. Es war als wollte ihr Verstand sie darin hindern hinter die einfachen und offensichtlichen Erinnerungen zu blicken. Hin und wieder sah sie in ihren Träumen lange Gängen, die sie in einem riesigen Gebäude entlangging. Manchmal glaubte sie sich an eine riesige Stadt und ein Gefühl von Heimweh zu erinnern. Ein klares Bild wollte sich aber nie formen.
Als sie Jenny gefragt hatte, woher sie gekommen war und warum sie bei ihr war, hatte diese sie nur mit leeren Augen angeschaut. Dennoch hatte sie sich bereit erklärt Lorane bei sich aufzunehmen, nachdem sie mit Markus alles mehrmals besprochen hatte. Dieser war zunächst nicht allzu erfreut gewesen ein fremdes Mädchen von zehn Jahren bei sich aufzunehmen, doch er war weich geworden, nachdem er Loranes Geschichte gehört hatte und sich immer wieder Jennys flehende Miene ansehen musste. Es war ja nicht so gewesen, dass er kein Kind haben wollte, aber er hätte lieber ein eigenes bekommen, um dieses selbst großzuziehen. Doch mit der Zeit hatte er Lorane in sein Herz geschlossen und sie als seine Tochter akzeptiert.
Lorane klappte jetzt ihr Buch zu und warf einen Blick auf die Uhr an ihrem linken Handgelenk. Wo zum Henker blieb denn Jeremy? Er holte sie morgens immer ab, damit sie gemeinsam zur Schule gehen konnten. Heute schien er allerdings auf sich warten zu lassen, obwohl er normalerweise immer pünktlich war. Erneut schaute Lorane auf ihre Uhr. Noch länger konnte sie jetzt nicht auf ihn warten, es war schon nach viertel acht und dreiviertel würde die erste Stunde beginnen. Da war Jeremy bereits der ältere von beiden (er würde im April siebzehn werden) und war somit von Lorane zum Verantwortungsvollem erklärt worden und dann so was. Lorane grummelte und wusste genau, was die erste Frage war, die Jeremy heute zu hören bekommen würde.
Sie stand auf stellte sich noch einmal vor ihren kleinen Holzspiegel, der direkt neben der Tür hing und bürstete sich ihr dunkelrotes Haar, das ihr bis zur Hüfte reichte, bis sie es zu einem Pferdeschwanz zusammenband. Sie schnappte sich ihren Rucksack und lief zur Tür hinaus. Mit einer Umarmung für Markus und einem Kuss auf die Wange für Jenny verließ Lorane das Haus.

Draußen herrschten zwar mildere Temperaturen, aber dennoch zog Lorane den Reißverschluss ihrer Jacke nach ganz oben, als sie den Gehweg entlanglief. Gerade frisch aus den Winterferien zurückgekehrt, gähnte sie trotzdem, als sie an einer Ampel stand, doch das lag wohl eher an der Tatsache, dass Lorane einfach keine Person war, die am Morgen gut zu gebrauchen war. Anders jedoch Jeremy, der zu fast jeder Zeit wach und aufmerksam zu sein schien. Umso mehr überraschte es Lorane, dass er sie nicht pünktlich abgeholt hatte. Vielleicht ist er ja krank, dachte sie sich, was sie allerdings nicht wirklich glauben konnte, da Jeremy so gut wie nie krank wurde. Lorane lachte kurz auf. Vielleicht war er ja dieses Mal extra früh aufgestanden und war schon in der Schule. Sie kannte Jeremy. Er war ein absoluter Bücherwurm, wenn er nirgendwo anders zu finden war, saß er höchstwahrscheinlich in der Bibliothek und brütete über irgendeinem Wälzer.
Gerade als Lorane über ihren besten Freund schmunzelte, kam dieser fast wie aus dem nichts von links auf sie zugelaufen. Sie blieb stehen und wartete bis er bei ihr war, bevor sie ihn begrüßte.
„Morgen, Schlafmütze.“
Jeremy strich sich einige Strähnen seines schwarzen Haares zurück, die ihm ins Gesicht gefallen waren, dann erwiderte er Loranes Lächeln. Er war ein Stück größer als das Mädchen und blickte mit freundlichem Gesicht zu ihr hinunter während sie ihren gemeinsamen Schulweg in schnellen Schritten fortsetzten.
„Du bist doch sonst immer so früh wach“, fragte Lorane. „Wieso heute so spät? Wegen dir hätte ich vielleicht noch die erste Stunde verpasst.“
Zunächst lachte Jeremy kurz auf, dann antwortete er:
„Ich hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen, was leider etwas länger gedauert hat als geplant.“
Er hoffte, dass sie es nicht bemerkte, doch Jeremy war nicht gut darin den Ton seiner Stimme zu verstellen. Lorane sah auch, dass er an dem Henkel seiner Umhängetasche herumfummelte oder sich hastig den Kragen seines pikfeinen weißen Hemdes richtete.
„Bist du nervös?“, fragte Lorane sofort. „Du wirkst komisch.“
Sie bemerkte sofort, dass er versuchte ihrem Blick auszuweichen, ließ aber nicht locker und sah ihn so lange an, bis er Antwort gab. Ertappt nahm er die Hände von der Tasche und begann mit ihnen die Nervosität in seinen Worten beiseite zu gestikulieren.
„Ehrlich gesagt hat es etwas mit dir zu tun.“
Sie sah ihn überrascht an und ihr fiel auf, dass ihm das nicht wirklich angenehm zu sein schien. Ohne zunächst weiter zu fragen, wartete sie, um zu sehen ob er noch etwas sagen würde.
„Du hast doch in drei Tagen Geburtstag…“, sprach Jeremy schließlich weiter, „Ich wollte fragen ob es für dich in Ordnung wäre, wenn…“
Er brach kurz ab, um sich zu sammeln. Lorane sah ihn mit großen Augen an und wunderte sich ob Jeremy gerade das versuchte zu fragen, was sie vermutete oder ob er bloß versuchte witzig zu tun.
„Ich wollte etwas mit dir besprechen und deswegen wollte ich dich fragen, ob wir uns kurz vor diesem Tag irgendwann einmal treffen könnten?“
Für einen kurzen Moment wäre Lorane beinah stehengeblieben. Sie stutzte und wagte es nun nicht mehr Jeremy direkt anzusehen.
„Meinst du das auf die Art, für die ich es gerade halte, oder…?“ Sie wusste nicht genau wie sie es ausdrücken sollte.
Sofort riss Jeremy die Augen auf und schüttelte heftig den Kopf.
„Nein! So meine ich das nicht!“, sagte er hastig mit einem nervösen Lachen. Er hatte gehofft, dass es nicht zu dieser merkwürdigen Situation kommen würde, aber bei der Art von Fragestellung ließ sich das wahrscheinlich nicht vermeiden. „Ich wollte nur etwas mit dir so bald wie möglich besprechen, das ist alles!“
Er war rot geworden und hatte die Stimme leicht erhoben, doch dann steckte er mit einer aufgeregten Bewegung seine Hände in die Hosentaschen und wagte es nicht weiter ein Wort in den nächsten Minuten zu sagen.
„Ist okay“, beruhigte Lorane ihn und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Schließlich nickte sie mit dem Kopf und sagte: „Wir können uns mal nach der Schule treffen.“
-
Der Schultag verging ohne größere Ereignisse und Lorane war mehr als froh, als nach einer nicht enden wollenden Physikstunde endlich die Klingel der Freiheit ertönte. Sie beugte sich zu Jeremy hinüber, der in Ruhe seine letzte Rechenaufgabe ausfüllte.
„Nach Hause?“
„Es ist Dienstag. Du weißt, dass ich nicht kann.“
„Ach ja!“ Lorane griff sich an die Stirn. „Der Schach-Club braucht sein einziges Mitglied.“
„Von insgesamt sechs, Dankeschön!“, entgegnete Jeremy.
Lorane rollte mit den Augen und beide lachten. „Na dann mach ich mich mal auf den Weg“, sagte sie und Jeremy ließ sich wiederwillig umarmen. „Bis morgen!“

Das Wetter war trüb geworden und Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben. In den Tiefen ihrer Jacke versteckt bog Lorane gerade in eine Nebenstraße ein, die direkt auf die Hauptstraße führte. Da Jeremy sie nicht begleitete, nahm sie den Weg an einigen alten Wohnblöcken vorbei, damit sie schneller Daheim ankommen würde.
Dann such‘ ich mir halt nächstes Halbjahr auch einen schicken Club raus. Um ehrlich zu sein, hatte Lorane bereits früher darüber nachgedacht, aber sich nie für einen Club hatte entscheiden können. Zum Schachspielen zumindest hatte Jeremy sie bis heute nicht überzeugen können. Sie lächelte über diesen Gedanken, als sie auf einmal von hinten umgestoßen wurde. Fluchend landete sie auf den Boden und drehte sich sofort nach dem Täter um. Niemand war zu sehen.
„Was zum-?“
Sie stand auf und klopfte sich den Dreck von der Hose, da ertönte ein Lachen in der Passage. Es klang amüsiert und war ganz in der Nähe, doch nach wie vor konnte Lorane niemanden ausmachen.
„Hallo?“
Ihrer Erwartung entsprechend antwortete keiner, stattdessen wurde das Lachen immer lauter, bis man meinen konnte, dass der Mann direkt hinter ihr stehen musste. Lorane drehte sich um.
Ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet, stand ihr direkt gegenüber. Sein Gesicht wurde von einer Kapuze und einem Tuch verdeckt, so dass sie keine genaueren Züge ausmachen konnte.
„Beweg dich nicht“, sagte der Mann. Seine Stimme war tief und ihre Ernsthaftigkeit schien regelrecht die Luft zu zerschneiden. „Es wird dir nichts passieren.“
Er trat an sie heran und Lorane wollte wegrennen, konnte jedoch nicht. Ihre Beine waren wie versteinert. Benommenheit hatte von ihr Besitz ergriffen.
Der Mann sah an ihr hinunter, wobei er Lorane mit seinen Augen fixierte. Die wiederum spürte nun mit jeder Sekunde mehr und mehr, wie Schwäche sie drohte zu übermannen, so dass sie kurz davor war gleich wieder auf dem Boden zu landen. Kälte durchdrang ihre Gliedmaßen und raubte sie ihrer Sinne. Sie sank mit ihren Knien auf den Asphalt und sah wie der Mann näherkam. Was wollte der nur von ihr?
Über ihnen zogen die Wolken vorbei und Sonnenstrahlen fielen auf die Straße. Diese trafen direkt auf den vermummten Mann, der plötzlich zurückschreckte. Die Erschöpfung in Loranes Körper ließ nach. Sie erhob sich und sah, dass der Mann sich schützend versuchte die Kapuze noch weiter ins Gesicht zu ziehen. Lorane dachte nicht lange nach. Ein kräftiger Tritt in eine unangenehme Region ließ den Mann zusammensacken. Sofort wandte Lorane sich und sprintete die Passage entlang. Einmal noch sah sie hinter sich.
Der Kopf des Mannes fuhr soeben mit schmerzverzogener Miene nach oben, wobei ihm die Kapuze herunterrutschte. Erschrocken wandte Lorane wieder den Kopf nach vorn und rannte so schnell sie konnte. Der Mann hatte sie mit blutroten Augen angesehen!

Der Puls der beiden raste als Lorane hinter sich die Tür zuwarf. Ihr Atem ging schwer und sie brauchte einige Sekunden bis sie sich wieder richtig bewegen konnte, erst dann ging sie von der Tür weg.
Was zum Teufel war das für ein Typ?!  Aufgeregt lief Lorane in der Wohnung auf und ab. Markus und Jenny waren glücklicherweise noch nicht wieder da, sonst hätten die beiden jetzt mit einem riesigen Theater angefangen. Das brachte Lorane sofort zu ihrem nächsten Gedanken: Soll ich den beiden davon erzählen?
Ihr erster Instinkt sagte ja, aber sofort kamen Zweifel auf. Dies war eine ernsthafte Situation, dieser Kerl hatte sie immerhin angreifen wollen. Was er noch vorgehabt hatte, wagte sie sich gar nicht vorzustellen. Aber was würde es schon bringen Jenny und Markus davon zu erzählen? Die beiden machten sie eh schon genug Sorgen um sie, vor allem um diese Zeit. Lorane wollte ihnen nicht noch mehr unwohle Gedanken bereiten.
Außerdem war das, was sie gesehen hatte… Es konnte nicht stimmen, der Kerl hatte ihr nur einen Schreck einjagen wollen. Rote Augen? Kontaktlinsen vielleicht. Aber was soll das denn? Mit so etwas konnte Lorane unmöglich ankommen, das würde ihr doch keiner glauben. Wohlmöglichen würde man sie dann noch auslachen, weil sie behauptete eine Art Vampir hätte sie angegriffen. Aber diese Kälte. Diese unerträgliche Kälte, die Lorane beim Anblick dieser Augen überkommen war. Sie hatte keine Chance gehabt. Als der Blick sie getroffen hatte, war es als hätte der Mann sie nach seinem Willen festhalten können. Als wäre die Energie in ihrem Körper nicht mehr ihre eigene.
Lorane schüttelte sich. Sie wusste nicht, wie sie das Erlebnis hätte beschreiben sollen. Also begab sie sich auf ihr Zimmer und schlüpfte unter ihre Bettdecke, wo sie beschloss erst einmal darüber stillschweigend nachzudenken.    
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Lorane hatte beschlossen Jeremy nichts von den gestrigen Ereignissen zu erzählen. Es war fünf Minuten bevor die Schulklingel ertönte, als sie gemeinsam ihr Klassenzimmer betraten. Sie kehrten gerade vom Sportunterricht zurück, was Lorane eine Ausrede gab, weswegen sie wortloser als sonst sich ihre Hefter auspackte.
Herr Viler hatten sie alle gehasst vom ersten Moment an da er ihren Klassenraum jemals betreten hatte und dies beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Vor einem Jahr hatte er an ihrer Schule zu unterrichten und bis heute fragten sich die meisten Kinder, ob er wirklich den richtigen Job hatte. Heute sollte der Schultag also mit einer wunderbaren neuen Folterstunde des Mannes enden. Die Stimmung aller würde für den Rest des Tages in Tiefschlaf versinken.
Hinter sich warf Viler die Tür ins Schloss und knallte buchstäblich seine Mappen auf den Tisch. Alle wussten, dass mit diesem Mann nicht zu spaßen war, weswegen augenblicklich alle Schüler in Schweigen verfielen, als Herr Viler sich vor ihnen aufstellte.
„Morgen“, verkündete er ohne jegliche Freude in seiner trockenen Stimme, wobei er den Schülern nicht mal die Chance gab ebenfalls einen guten Morgen zu wünschen und sofort weitersprach. „Ich hatte euch gestern Hausaufgaben aufgegeben, die ich gern hier vorn auf meinem Tisch von allen am Ende der Stunde sehen will.“
Keiner wagte es einmal auch nur ein genervtes Grummeln oder Stöhnen von sich zu geben, was normalerweise auf solch eine Aussage hin folgte, stattdessen hörte man das Geraschel von Papier und Heften, aus welchen einige der Schüler bereits ihre gemachten Arbeiten hervorholten, um sie parat zu haben. Herr Viler lief gern beim Stillarbeiten durch die Reihen, um schon einmal zu sehen ob auch wirklich alle Schüler ihre Aufgaben erledigt hatten.
Lorane rollte nur mit den Augen, nachdem Herr Viler seinen stummen Blick in die Klasse beendet hatte und zu einem Stück Kreide und seinem Notizbuch griff. Der Anfang eines weiteren kleingeschriebenen Blocktextes, der am Ende der Stunde die ganze Tafel ausfüllen würde.
„Der Mann scheint echt nur Probleme Zuhause zu haben“, wandte sich Lorane so leise wie möglich an Jeremy neben ihr während sie begannen abzuschreiben.
„Vielleicht braucht er bloß jemanden zum Frust abladen“, erwiderte Jeremy im selben Ton.
Lorane wagte es nicht aufzulachen, doch nickte mit einem kleinen Lächeln. Ruhestörung wurde bei Viler absolut nicht geduldet.
„Jeremy, könntest du wiederholen was ich eben erklärt habe?“
Jeremy wandte sofort den Kopf nach vorn, Lorane zog scharf die Luft ein und blickte betreten zu Boden. Alle anwesenden Schüler wussten, was Jeremy sogleich blühen würde, doch keiner von ihnen wagte es sich direkt zu ihm umzudrehen.
„Nein, kann ich nicht“, antwortete Jeremy schließlich.
„Und warum nicht?“, bohrte Viler extra noch nach und sah ihm dabei direkt in die Augen.
„Weil ich gerade nicht aufgepasst habe“, sagte Jeremy trocken, wobei er so gut wie möglich versuchte dem Blick des Lehrers standzuhalten. Vilers helle Augen waren wie scharfe Eiszapfen, die sich in Jeremys Kopf bohrten und ihn an jedem seiner Worte mit einem qualvollen Gefühl zurückließen.
„Das dachte ich mir schon. Das war ja auch nicht das erste Mal“, erwiderte Viler nach einer kurzen Pause, in der er sich ein hämisches Lächeln nicht verkneifen konnte. „Du kommst nach der Stunde zu mir nach vorn.“
Und als wäre nichts weiter Auffälliges geschehen, drehte sich Herr Viler zurück zu seiner Tafel und begann wieder mit seiner unleserlichen Handschrift die Tafel zu bombardieren.
Alle Schüler versuchten es ihm gleichzutun, doch in Gedanken blickten sie gerade alle Jeremy an, der nun wieder langsam seinen Kopf wandte. Selbst für Viler war es eher selten einen Schüler nach Ende des Schultages dazubehalten und Lorane kam nicht umhin Jeremy einen mitleidigen Blick zu zuwerfen. Dieser sah nun zu ihr hinüber. Mit ihren Lippen sprach sie Stumme die Worte die Worte Tut mir Leid.
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Jeremy schien Lorane dafür verantwortlich zu machen, dass er Ärger mit Viler bekommen hatte, denn nach der Stunde sah, noch hörte sie ihn. Lorane wusste nicht genau, ob sie wütend auf ihn oder sich selbst sein sollte, denn irgendwo konnte sie nachvollziehen, dass er sauer war, da sie ihn zuerst angesprochen hatte. Sie versuchte sich keinen allzu großen Kopf darum zu machen, aber eben weil Jeremy ihr bester Freund war, hämmerte dieses kleine Schuldgefühl in ihrem Hinterkopf auch noch für den restlichen Tag weiter, als sie am späten Nachmittag gemeinsam mit Jean bei ihr Zuhause an den Schulaufgaben saß.
„Dir ist schon klar, dass das ein bisschen dämlich ist, oder?“
Lorane sah sie verwundert an, gab ihr aber dann mit einem langsamen Kopfnicken Recht.
„Du weißt doch, dass Viler so ein Idiot ist, der bestraft doch jeden sobald er die Chance dafür sieht“, fuhr Jean fort und Lorane schmunzelte einen Augenblick.
Jean lag natürlich vollkommen richtig, außerdem gab es momentan Wichtigeres, als sich um eine kleine Freundschaftskrise zu kümmern.
„Apropos“, sagte Lorane schließlich, „Wir müssen Vilers Hausaufgabe noch fertig bekommen. Es ist schon fast dunkel, ich muss bald gehen.“
Jean zuckte mit den Schultern.
„Lies nochmal die Aufgabe vor“, bat Lorane.
Jean blätterte kurz in ihrem Hefter.
„Interpretieren Sie das gegebene Gedicht und vergleichen Sie es mit dem Gedicht zwei auf der folgenden Seite.“
Beide Mädchen stießen einen genervten Laut aus.
„Ich hasse solche Aufgaben“, gab Jean sofort laut kund. „Vor allem mit diesen sinnlosen Texten, die der uns immer gibt! Wer weiß, wo Viler die immer herbekommt.“
Lorane musste ihr zustimmen. Sie mochte zwar Literatur, aber was Viler ihnen zum Lesen gab, war von sehr merkwürdigem Inhalt geprägt. Mehr als einmal ging es um unbekannte Gestalten und seltsame Naturbeschreibungen, die mehr einer Darstellung des Weltuntergangs ähnelten, als irgendwelchen angeblich poetischen Texten.
„Ich glaube kaum, dass der Autor sich da beim Schreiben wirklich etwas gedacht hat, dafür klingt das alles viel zu absurd“, sagte Jean spöttisch und Lorane lachte.
Doch vom Beschweren würde sich an dieser Aufgabe leider auch nichts ändern, also nahmen die zwei Mädchen das Gedicht in Angriff und saugten sich alle möglichen Ideen einer Interpretation aus den Fingern.
Nach einer halben Stunde  hatten die beiden so weit wie möglich alles aufgeschrieben, was ihnen einfiel, auch wenn sie beide wussten, dass Viler damit nicht zufrieden sein würde. Aber bei solchen Aufgaben taten die beiden oft einfach das Nötigste, um sich nicht noch länger damit zu quälen.
„Na ja, ich mach lieber langsam los“, sagte Lorane schließlich und stand auf. „Markus und Jenny werden sonst sauer, wenn ich erst nach ihnen nach Hause komme.“
Sie warf ihren Rucksack über die Schulter und gemeinsam liefen sie zur Haustür. Hastig zog sie sich ihre Schuhe an, umarmte Jean zum Abschied, dann ging sie hinaus.

Es sollte sich jedoch herausstellen, dass all ihre Arbeit umsonst gewesen war. Es war der Tag vor Loranes Geburtstag und Viler war nicht da. Zur Freude aller war er an diesem Morgen nicht zur Arbeit erschienen und sie konnten ihren Unterricht mit einem Vertretungslehrer verbringen. Das bedeutete eine entspannte Stunde, in der Lorane sich endlich die Zeit nehmen konnte, um mit Jeremy zu sprechen, der sich nun doch wieder neben ihr heute hatte blicken lassen.
„Hey“, begann sie vorsichtig.
Jeremy wandte sich zu ihr um, sagte aber nichts.
„Tut mir Leid wegen der Sache mit Viler gestern, ich hoffe der alte Idiot war nicht zu streng mit dir.“
Einige Sekunden vergingen, dann lachte Jeremy auf. „Alles in Ordnung. Es gab nur ein paar mahnende Worte und die übliche Lektion, aber nichts weiter.“
„Okay, gut“, seufzte Lorane erleichtert. Sie überlegte einen Moment. „Du wolltest doch mit mir was besprechen. Wie wär’s wenn wir das später irgendwo in einem Café machen, jetzt wo du wieder mit mir redest?“
Sie hatte ihn nur ärgern wollen, sah jedoch kurz Argwohn auf Jeremys Gesicht aufblitzen.
„Ist das okay für dich?“, hakte Lorane vorsichtig nach.
Jeremy schien einen Augenblick nachzudenken, bis er endlich lächelte. „Klingt gut. Wie wär es wenn wir uns gegen fünf hier vor der Schule treffen? Ich weiß, wo wir hingehen könnten.“
Erfreut nickte Lorane. „Das passt doch. Ich freu mich schon.“
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Markus und Jenny arbeiteten in einem Krankenhaus, weswegen beide des Öfteren lange nicht Zuhause auftauchten. Also hinterließ Lorane am späten Nachmittag eine Notiz auf dem Küchentisch und machte sich auf den Weg.
Jeremy war bereits da, als Lorane zur Schule kam. Ein grimmiger Schatten lag über seinem Gesicht. Als er sie jedoch näherkommen sah, schüttelte er den Kopf und setzte ein höfliches Lächeln auf. Die beiden begrüßten sich, wobei Jeremy nervös die Umarmung dieses Mal vermied.
Wortlos gingen die beiden zunächst die Straße entlang bis sie ein Café abseits der Hauptstraße erreichten. Es war ein kleines Bistro, die beiden waren die einzigen Gäste, was wahrscheinlich auch angenehmer war. Lorane setzte sich an einen Tisch, während Jeremy an der Theke für sie beide bestellte und schließlich mit zwei Tassen Tee zu ihnen an den Tisch kam.
Er sprach nicht sofort an worüber er reden wollte, weshalb die beiden sich zunächst schweigsam gegenüber saßen bis Lorane von Vilers Verschwinden erzählte, um so die Unterhaltung zu starten. Sie war neugierig, was Jeremy ihr sagen wollte, aber sie wollte ihn auch nicht drängen.
So saßen die beiden die ersten Minuten da und unterhielten sich, Lorane kam es ein wie Small Talk vor. Sie waren noch immer die einzigen zwei Gäste im Café, von den Mitarbeitern sahen sie nicht viel. Nur als die beiden ihre Tassen leergetrunken hatten, beobachtete Lorane einen Mann mit längeren, blonden Haaren, der begann an den Frontfenstern die Jalousien hinunterzuziehen.
„Schließen die schon?“, fragte sie ein kleinwenig überrascht.
„Sieht so aus“, erwiderte Jeremy trocken.
Das letzte Fenster wurde zugezogen.
„Vielleicht sollten wir doch lieber zu mir gehen, wenn die jetzt schon zu machen.“
Jeremy antwortete nichts und Lorane blickte noch einmal zu der Bedienung, die sich von den Fenstern nun in ihre Richtung wandte.
Ihr stockte der Atem.
Es war der Mann aus der Gasse. Sie konnte ihre Augen nicht von ihm abwenden, denn Lorane musste mit Schrecken feststellen, dass sie sich bei dem kurzen Blick, den sie auf ihn erhascht hatte, nicht getäuscht hatte. Die Augen des Mannes waren rot und sahen sie mit einer tiefen Herablassung an.
„Jeremy!“, rief Lorane und sprang vom Stuhl auf. „Wir sollten gehen! Und zwar schnell!“
Sie wandte sich zu ihm um. Seine Hand klatschte gegen ihr Gesicht und sie ging zu Boden.
„Jeremy! Was zum Teufel- ?!“
Über ihr stand Jeremy, ihr bester Freund, der sie soeben geohrfeigt hatte und nun mit einem seltsamen Lächeln auf sie herabsah.
Lorane wusste nicht wie ihr geschah. Das vor ihr war nicht der Junge, den sie seit zwei Jahren kannte und bisher nie irgendjemandem etwas zu Leide tun konnte. Neben ihn stellte sich nun der Mann vom Vortag und sah sie mit demselben höhnischen Blick an. In seinem schmalen Gesicht, unter seinem linken Auge verlief eine blasse Narbe, auf die Loranes Blick unweigerlich fiel. Sie hörte wie sich irgendwo eine Tür öffnete und kurz darauf traten noch zwei andere Gestalten hinzu, die wie ihre Gesichter unter Kapuzen verbargen. Nur Jeremys Gesicht war das einzige, was Lorane vertraut war. Auf diesem prangte nun ein gehässiges Grinsen und sah sie mit einer seltsamen Gier in den Augen an.
„Jeremy!“, rief Lorane verzweifelt aus, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. Jegliche anderen Worte versagten ihr.
Als hätte besagter Junge sich gerade an etwas erinnert, schnippte Jeremy kurz mit den Fingern. Lorane konnte nicht glauben, was sie da sah. Er bewegte leicht den Kopf und, als würde er es von sich schütteln, verschwand das tiefe Schwarz in seinen Haaren und wurde ersetzt durch ein helles Blond, welches sich nun bis über seine Schultern zog. Das Gesicht wurde blasser und wich einem um fünfzehn Jahre älteren, das sie nun ebenfalls mit derselben bedrohlichen Farbe ansah, die auch in den Augen der anderen lag.
„Hat ja auch lange genug gedauert“, sagte der Mann mit einem gespielten Seufzer bevor er wieder sein hässliches Grinsen aufsetzte. „Nicht Jeremy, Kleine. – Velacio“ Er sprach mit einer Beiläufigkeit in der Stimme, die Lorane einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Sie wusste nicht mehr, was gerade passierte. Jeremy hatte sich direkt vor ihr soeben in einen erwachsenen Mann mit stechend roten Augen verwandelt. Diese schienen ihre eigenen zu durchlöchern, denn so sehr Lorane auch wollte, sie konnte den Blick nicht von den Männern abwenden. Dann spürte sie erneut wie die Kälte sie überkam. Plötzlich wurde sie von Velacio am Hals gepackt. Mit aller Leichtigkeit hob er sie vom Boden und hielt sie direkt vor sich, wobei er keine Sekunde lang aufhörte zu grinsen.
„Mit unserem Tyranne wolltest du ja nicht mitgehen, also hab ich es mit deinem kleinen Freund probiert.“
Er lachte auf und schmiss Lorane von sich, die mit einem Schrei hart fiel und über den Boden rutschte. Schwer atmend schaffte sie es den Kopf nach oben zu wenden und etwas zu sagen:
„Was habt ihr mit Jeremy gemacht?“
„Nachdem ich diesen Viler nachgemacht habe, war es ganz einfach ihn dazubehalten“, erwiderte Velacio gelassen. „Er hätte doch als erster was gemerkt, also haben wir das gestern schön arrangiert und jetzt bist du hier.“
„Was wollen Sie von mir?“, fragte Lorane, während das Herz in ihrer Brust zu rasen schien.
„Als ob du das nicht wüsstest, Lorane!“, zischte jetzt der Mann namens Tyranne und trat bedrohlich näher.
Lorane war verstummt. Woher kannte er ihren Namen? Und warum dachten die sie wüsste worum es ging?
„Ich weiß wirklich nicht warum-“, setzte sie zu einer verzweifelten Erklärung an, da stieß jemand mit aller Kraft die Tür des Cafés auf.
Jeremy keuchte und ließ seinen Blick schnell über die sich ihm bietende Szenerie schweifen. Er sah zu seiner besten Freundin, die am Boden lag und augenscheinlich mit der Ohnmacht kämpfte.
„Jeremy…?“, sagte sie leise und konnte den Unglauben in ihrer Stimme nicht verbergen.
Die Männer sahen den Jungen wütend an und für einen Moment war das amüsierte Grinsen aus ihren Gesichtern verschwunden. Die zwei Männer, die noch immer die Kapuzen aufhatten, sahen doch dann schnell wieder hinunter zu Lorane. Die hatte versucht sich wieder aufzurappelnd, doch als die Blicke der roten Augen sie trafen, trat erneut die Erstarrung in ihre Glieder. Langsam aber sicher konnte sie die Augen nicht mehr offenhallten.
„Du wärst besser in deinem gemütlichen Versteck geblieben, Jeremy“, sagte jetzt der Anführer Tyranne. Er betonte den Namen des Jungen seltsam sarkastisch.
Er lächelte wieder, doch Jeremy sah ihn mit eingefrorener Miene an. Der Mann schnippte mit dem Finger in Richtung seiner Kumpane.
„Genug gespielt. – Schnapp sie dir, Alero.“
Einer der Kapuzenträger trat vorwärts auf Lorane zu, die mittlerweile nicht mehr in der Lage war dem Gespräch aufrecht zu folgen.
„Man sieht sich, kleiner Paul“, sagte nun Velacio theatralisch und lachte genüsslich.
Ein letztes Mal horchte Lorane verblüfft auf, als sie den ihr sonderbar vertrauten Namen hörte, doch dann packte Alero sie am Kragen und Velacio ging auf Jeremy zu. Sie schaffte es nicht länger Widerstand zu leisten, vor ihr verschwamm jegliche Sicht.
Doch bevor Alero sie ganz hinauf gezogen hatte und Velacio Jeremy erreicht hatte, griff dieser in seine Jackentasche. Er hielt etwas Rundes und Schimmerndes in seiner Hand, das Lorane vor plötzlicher Helligkeit noch einmal blinzeln ließ. Sie spürte, wie sie ganz zu Boden fallengelassen wurde. Dann konnte sie die Ohnmacht nicht länger zurückhalten und schloss ihre Augen.
-
Ein Gefühl der Schwerelosigkeit umfing Lorane bis ihre Augen langsam aufgingen. Sie lag nicht in ihrer Wohnung. Als sie sich aufrichtete sah sie, dass Jeremy neben ihr auf einem alten Stuhl sitzend ein Buch las. Sie lag auf einem kleinen Sofa in der eh schon spärlich ausgestatteten Wohnung, die nur aus einem Raum zu bestehen schien. Während Lorane sich bedachtsam wieder in Bewegung setzte, blickte Jeremy sofort auf, dann lächelte er.
„Du bist gerade noch rechtzeitig wach geworden“, sagte er, wobei er das Buch beiseite lag. „Das wäre ansonsten etwas merkwürdig für dich gewesen, wenn es im Schlaf passiert hätte.“ Er warf einen Blick hinüber zu einer Uhr, die an der Wand hing. Es waren nur noch wenige Minuten bis Mitternacht.
Lorane sagte zunächst nichts. Sie sah ihn mit einer Mischung aus Misstrauen, Verwirrung und Unglauben an, nicht sicher was sie zuerst sagen sollte.
„Du bist…“, stotterte sie schließlich. „Bist du- Ich meine… Du bist Jeremy. Oder?“
Sie kam sich ein wenig dumm vor so eine seltsame, aber dennoch banale Frage zu stellen, doch nachdem was sie gesehen hatte, fühlte sie die Notwendigkeit dafür. Das Lächeln auf den Lippen des Jungen wich einem sanftmütigen Gesichtsausdruck und einem versicherndem Kopfnicken.
„Ja, ich bin es. Mach dir keine Sorgen, wir haben diese Männer abgehängt.“
Er sah wieder zu der Uhr hinüber.
„Wer waren die?“, fragte Lorane schließlich. „Was wollten die von mir?“
Jetzt setzte Jeremy eine nachdenkliche Miene auf, sein Lächeln war verschwunden und er zögerte zunächst einen kurzen Augenblick.
„Ich kann es dir sagen, aber-“ Er sah erneut zur Uhr. „Lorane, es wird gleich etwas mit dir passieren.“
Er sah zu ernst aus, als das Lorane überhaupt die Chance hatte danach zu fragen ob das eine Art Scherz sei.
„Was meinst du damit?“, fragte sie stattdessen und sah ihn leicht taxierend an.
Jeremy schüttelte den Kopf. Es war einer der seltenen Momente, da er nicht wusste wie er etwas erklären sollte. Als sein Blick zum dritten Mal zur Uhr wanderte, verfiel er plötzlich in Nervosität und sagte hastig:
„Dein fünfzehnter Geburtstag wird in wenigen Sekunden anbrechen und das ist nun mal der Zeitpunkt für Leute wie uns. Ich erkläre dir gleich alles!“
Er sah sie mit einem entschuldigenden Blick an, doch bevor Lorane fragen konnte, was er mit seinen Worten meinte, sprangen die Zeiger auf Mitternacht.
Ein warmes Gefühl breitete sich plötzlich in Loranes Brust aus, ganz anders als das, was sie beim Anblick der Männer empfunden hatte. Es durchströmte ihren gesamten Körper, glitt hinauf in ihren Kopf, so dass sie aus unerklärlichen Gründen anfangen musste zu blinzeln, da ihre Augen tränten. Von ihrem Kopf wanderte das Gefühl nach hinten in ihre Wirbelsäule und brach dort schließlich aus ihrem Rücken heraus. Lorane konnte spüren, wie sich hinter ihr regelrecht etwas aufzubauen schien, sich aber dabei dennoch weiterhin an ihr festhielt.
Es hatte nur einige Sekunden gedauert, das wohlige Gefühl war verschwunden. Lorane hatte nicht mal bemerkt, dass sie aufgestanden war und jetzt wieder vor ihr Jeremy in ihr Sichtfeld fiel. Der ältere Junge sah sie mit leuchtenden Augen und einem offenstehenden Mund an, doch er sah ihr nicht ins Gesicht. Er schien auf etwas hinter ihr zu blicken. Lorane wandte den Kopf.

Hinter ihr thronten zwei majestätische Flügel in schwarzer und tiefroter Farbe, die vor wenigen Augenblicken aus ihrem Körper gekommen waren.

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